ANN: French and German Avantgarde in Berlin. Otto Feldmann’s ‘Neue Galerie’ 1913/14 (Berlin, 9 July 2018, in German)

Prof. Dr. Rainer Stamm, Oldenburg
 Französische und deutsche Avantgarde in Berlin.
Otto Feldmanns ‚Neue Galerie‘ 1913/14

Von links nach rechts: Georg Tappert: Plakat zur Ausstellung der Neuen Secession in der Neuen Galerie, 1914 © VG Bild-Kunst, Bonn 2018; Otto Feldmann, undatiert; das bislang einzige bekannte Foto des Kunsthändlers; „Picasso – Negerplastik“. Katalog zur Ausstellung der Neuen Galerie, Berlin 1913 © Rainer Stamm

Raum A 111, Architekturgebäude der TU
Straße des 17. Juni 150/152
10623 Berlin

Abstract: Wenn heute an die Pioniere des modernen Kunsthandels in Berlin erinnert wird, sind damit zumeist Paul Cassirer, Herwarth Walden und Alfred Flechtheim gemeint, die für die Durchsetzung der Avantgarden vom Impressionismus bis zur Neuen Sachlichkeit stehen. Nahezu vergessen ist das Wirken Otto Feldmanns, der 1913 mit seiner Neuen Galerie in der Lennéstraße am Berliner Tiergarten eine Kunsthandlung eröffnete, in der er bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs bahnbrechende Ausstellungen präsentierte. Von der Gründung bis zur Schließung nur ein Jahr später konnte die Neue Galerie sieben Ausstellungen zeigen, zu denen jeweils ein Katalog erschien: In wenigen Monaten machte Feldmann das Berliner Publikum darin mit Picassos kubistischen Werken, mit den Radierungen von Jules Pascin, mit Werken von André Derain, Max Pechstein oder Karl Schmidt-Rottluff bekannt.
Zahlreiche Kunstwerke bezog Feldmann für seine Ausstellungen direkt aus Paris, von den Kunsthändlerkollegen Daniel-Henry Kahnweiler und Joseph Brummer – oder direkt von den Künstlern aus dem Kreis des Café du Dôme. Höhepunkt seiner Ausstellungstätigkeit war sicherlich die Ausstellung „Picasso – Negerplastik“, in der Feldmann das Publikum nicht nur mit den neuesten Werken Picassos konfrontierte, sondern diese erstmals in Dialog mit afrikanischen Skulpturen präsentierte – zwei Jahre bevor Carl Einsteins epochemachendes Buch „Negerplastik“ erschien. Der Vortrag beschreibt Wirkung und Schicksal der Neuen Galerie und ihres Gründers, der schon in den 1920er Jahren in Vergessenheit geriet und 1942 in Sobibór ermordet wurde.

Rainer Stamm ist Kunsthistoriker und Literaturwissenschaftler. 1998 promovierte er über den „Folkwang-Verlag. Auf dem Weg zu einem imaginären Museum“ (Frankfurt am Main, 1999). Von 2000 bis 2010 war er Direktor der Kunstsammlungen Böttcherstraße/Paula Modersohn-Becker Museum, Bremen; seit 2010 ist er Direktor des Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg. Rainer Stamm ist zudem Honorarprofessor für Kunstgeschichte an der Universität Bremen. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen die Kunsthandels- und Museumsgeschichte der Moderne.