HERKUNFT UNGEWISS? – Kunstwerke und ihre Besitzergeschichte
Öffentliche Ringvorlesung zur Provenienzforschung in Kooperation zwischen der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz und dem Institut für Kunstgeschichte der Universität des Saarlandes
Provenienzforschung ist ein zentrales Feld heutiger Museumsarbeit, das sich mit der Eigentumsgeschichte von Kunstwerken und Sammlungsobjekten beschäftigt. Heikle Fälle stellen insbesondere jene Werke dar, die in der Zeit des Nationalsozialismus ihren Besitzern entzogen oder während des Zweiten Weltkrieges geraubt und verlagert wurden. Schwierige Rechtsfragen und berührende persönliche Schicksale kennzeichnen die Arbeit der Provenienzforschung. Aber auch historisch gewachsene archäologische und ethnologische Sammlungen des 19. Jahrhunderts erfordern die Erforschung ihrer ursprünglichen Besitzerverhältnisse.
Die Sonderausstellung „Der Berliner Skulpturenfund“ im Museum für Vor- und Frühgeschichte am Schlossplatz wird auch das Schicksal der Saarbrücker Sammlungen in Krieg und Nationalsozialismus präsentieren. Eine eigene Ringvorlesung in Zusammenarbeit mit dem Institut der Kunstgeschichte der Universität des Saarlandes macht daher gehend das Forschungsfeld der Provenienzforschung einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich. Namhafte Experten wie Prof.Dr.Dr.h.c.mult. Hermann Parzinger (Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz) und Dr. Andreas Hüneke (Forschungsstelle „Entartete Kunst“ der Freien Universität Berlin) geben Einblicke zu bis heute kriegsbedingt verlagerter Beutekunst in Russland und verfemten Künstlern im Dritten Reich.
Die Vortragsreihe soll jedoch ebenso aufzeigen, dass Provenienzforschung sich nicht ausschließlich auf Besitzverhältnisse und Schicksale von Kunstwerken im NS-Kontext zwischen 1933 und 1945 bezieht, sondern eine grundsätzliche Aufgabe der Museumsarbeit darstellt. Daher präsentiert die breite thematische Zusammenstellung der Ringvorlesung auch Beiträge zu ethnologischen Sammlungsobjekten der Kolonialzeit, zu archäologischen Artefakten und zu Provenienzforschung im 19. Jahrhundert. Ein Vortrag zeichnet zudem einen Überblick über die aktuellen Ergebnisse zur Provenienzforschung im Saarlandmuseum, insbesondere zur Sammlung Kohl-Weigand.
Ort: Schlosskirche Am Schlossberg 6, 66119 Saarbrücken
Zeit: jeweils um 18 Uhr
04.10.2017
Prof. Dr. Dr.h.c.mult. Hermann Parzinger, Stiftung Preußischer Kulturbesitz Berlin:
“Beutekunst – kriegsbedingt verlagerte Kunst- und Kulturgüter in Russland: Geschichte und Potentiale”
18.10.2017
Maité Schenten M.A., Saarlandmuseum Saarbrücken:
“‘Bilder haben komplizierte Schicksale wie Menschen.’ Einblicke in die Privatsammlung Kohl-Weigand im Saarlandmuseum”
29.11.2017
Dr. Bernd Mohnhaupt, Universität des Saarlandes:
“Von Gurlitt zu Marlitt – Überlegungen zum Boom der Provenienzforschung”
06.12.2017
Dr. Andreas Hüneke, Freie Universität Berlin:
“‘Entartete Kunst’ – ein Sonderfall der Provenienzforschung”
13.12.2017
Prof. Dr. Gabriele Clemens, Universität des Saarlandes:
“Das Schicksal römischer Adelssammlungen und die Provenienzforschung des Getty Research Institut (Los Angeles)”
10.01.2017
Dr. Laura Puritani, Staatliche Museen zu Berlin – Antikensammlung:
“Eigentümer unbekannt. Auf den Spuren des Fremdbesitzes in der Berliner Antikensammlung”
24.01.2017
Dr. Hilke Thode-Arora, Museum Fünf Kontinente München:
“Alles nur geklaut? Provenienzforschung zu ethnografischen Objekten aus der Kolonialzeit”
07.02.2018
Sabine Scherzinger M.A./ Julia Schmidt M.A., Johannes Gutenberg-Universität Mainz:
“Überreste einer verschollenen Institution – Die Bücher aus der ehemaligen Kunsthistorischen Forschungsstätte in Paris (1942-1944) in Mainz”
Ansprechpartner:
Besucherservice Saarlandmuseum
Tel.: (0681) 9964234
service@saarlandmuseum.de
Universität des Saarlandes
Philosophische Fakultät
Kunst- und Kulturwissenschaft
Institut für Kunstgeschichte
sekretariat.kuge@mx.uni-saarland.de
Tel.0681/302-2317
Reference:
ANN: Ringvorlesung Provenienzforschung (Saarbrücken, 4 Oct 17–7 Feb 18). In: ArtHist.net, Sep 30, 2017. <https://arthist.net/archive/16324>.