Universität zu Köln, 25.09.2019
Deadline: Jun 7, 2019
„Display Studies – Zur Ästhetik, Medialität und Epistemologie der Vitrine“,
Workshop im Rahmen der Jahrestagung der Gesellschaft für Medienwissenschaft
Trotz oder gerade wegen der zunehmenden Digitalisierung musealer Exposition und Rezeption erleben Ausstellungshäuser gegenwärtig eine Rückbesinnung auf das Objekt, die sich als eine (Re-)Auratisierung der Materialität von Artefakten beobachten lässt. Medien dieser Auratisierung sind diverse Displays, deren geläufigstes und prominentestes die Vitrine ist. Wenn die Medienwissenschaft sich Dingen annähert, erfolgt dies oftmals in einer literaliter wie figuraliter zu verstehenden Auseinandersetzung mit der Vitrine als einem Ding eigenen Rechts. Wird die Kunstgeschichte ins Kalkül gezogen, kommt der Vitrine und ihrer reflektierten Brechung nicht selten gar eine das Kunstwerk erst eigentlich konstituierende Funktion zu, sei es zum Beispiel in der Installationskunst (bei Joseph Beuys oder Damien Hirst), im Film („Nachts im Museum“, 2006/2009/2014) oder auch im Computerspiel („The Evil Within 2“, 2017).
Der Workshop im Rahmen der dem Thema „Medien-Materialitäten“ gewidmeten Jahrestagung der Gesellschaft für Medienwissenschaft befragt erstmalig die Ästhetik, Medialität und Epistemologie der Vitrine und verwandter Displays in verschiedenen Hinsichten; seine Fragestellung ist situiert in der Schnittmenge von Kunstwissenschaft, Museologie, Medienwissenschaft und Wissenschaftstheorie. Kunstwissenschaftlich orientiert er sich an Befunden zur ästhetischen Grenze, konkret zum Rahmen des Bildes (Duro), museologisch an Beobachtungen zur Inszenierung von Expositionen (Klein; Holten), medienwissenschaftlich an Überlegungen zum Gehäuse als medialer Einkapselung (Bartz/Kaerlein/Miggelbrink/Neubert) und wissenschaftstheoretisch an Reflexionen zum Schrank als epistemischem Möbel der Wissenschaften (Heesen).
Denkbar sind Vorträge etwa zur Geschichte und Systematik der Vitrine, zur Funktion der Vitrine als „Werkzeugobjekt“ (Heinisch), als „Monstranz der Moderne“ (Klein) oder ihrerseits als Exponat, zur Vitrine als ästhetischem Experiment oder zur Vitrine als epistemischem Ding. Damit verspricht der doppelte Fokus des Workshops – einerseits auf Dinge, die zu sehen gegeben werden, und andererseits auf Dinge, die zu sehen geben – potenzierte Aufschlüsse über die Medialität des Displays und dessen allzu oft invisibilisierten, ignorierten und strukturell ausgeblendeten materiellen Fundamente.
Bitte senden Sie ein maximal einseitiges Exposé sowie eine biobibliographische Notiz bis zum 7. Juni 2019 an thomas.hensel@hs-pforzheim.de.
Zitierte Literatur:
– Bartz, Christina/Kaerlein, Timo/Miggelbrink, Monique/Neubert, Christoph (Hg.): Gehäuse: Mediale Einkapselungen, Paderborn 2017.
– Duro, Paul (Hg.): The rhetoric of the frame. Essays on the boundaries of the artwork, Cambridge 1996.
– Heesen, Anke te/Michels, Anette (Hg.): auf\zu. Der Schrank in den Wissenschaften, Berlin/Boston 2007.
– Heinisch, Severin: Objekt und Struktur – Über die Ausstellung als einen Ort der Sprache, in: Rüsen, Jörn/Ernst, Wolfgang/Grütter, Heinrich Theodor (Hg.): Geschichte sehen. Beiträge zur Ästhetik historischer Museen, Pfaffenweiler 1988, S. 82-87.
– Holten, Johan (Hg.): Ausstellen des Ausstellens. Von der Wunderkammer zur kuratorischen Situation / Exhibiting the exhibition. From the Cabinet of Curiosities to the Curatorial Situation, Berlin 2018.
– Klein, Alexander: EXPOSITUM. Zum Verhältnis von Wirklichkeit und Ausstellung, Bielefeld 2004.
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