Der Expressionismus hat eine nahezu unüberschaubare Zahl an Periodika hervorgebracht, in denen sich politische und ästhetische Debatten und Manifeste ebenso finden wie bildkünstlerische und literarische Werke. Während die ‚großen‘ Zeitschriften wie Der Sturm und Die Aktion häufig im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen, leisten doch die vielen kurzlebigeren Publikationsorgane einen bedeutenden Anteil zur Verbreitung des Expressionismus jenseits der Zentren und zur Selbstverortung lokaler Künstlerzirkel.
Interessierte werden gebeten, bis 31. März 2022
Die Zeitschriften des Expressionismus sind nicht zuletzt deshalb eine so zentrale Quelle, weil sich die Strömung in lokalen wie überregionalen Künstlergruppen organisiert, die häufig ihr eigenes Publikationsorgan haben, das sie zur Verbreitung ihrer Programmatik wie ihrer künstlerischen Produktion sowie zum Austausch über aktuelle ästhetische und gesellschaftliche Fragen nutzen. Wie stark sich die einzelnen Zeitschriftenprojekte ähneln – und insofern ein gemeinsames Bild des Expressionismus ergeben – und in welchem Ausmaß sich kontextspezifische Variationen ergeben, die eine Differenzierung der bisherigen Diskussion über den Expressionismus notwendig machen, lässt sich nur durch eine ausführliche Sichtung des Quellenmaterials beantworten.
Das am Stuttgart Research Center for Text Studies angesiedelte Projekt „Die kleinen Zeitschriften des Expressionismus“ soll in Kooperation mit dem Deutschen Literaturarchiv Marbach dazu ansetzen, die Zeitschriften aus interdisziplinärer Perspektive zu beleuchten und die im engeren Sinne textbasierten Zugänge um kunstwissenschaftliche und kulturgeschichtliche zu erweitern. Expressionistische Zeitschriften zeichnen sich häufig konzeptionell gerade durch ihr Zusammenspiel verschiedener Kunstformen sowie von künstlerischen Ausdrucksformen und essayistischen Abhandlungen aus, die in ihrer Gesamtheit untersucht werden müssen. Darüber hinaus gilt es die Rahmenbedingungen der Zeitschriftenpublikation zu betrachten: namentlich besonders den Diskurs- und Produktionszusammenhang, aus dem sie hervorgeht, sowie die Geschichte des Verlags, in dem sie erscheint.
Im Rahmen dieses Projekts wird am 24./25. November ein Auftaktworkshop am DLA Marbach stattfinden, der dazu angelegt ist, die an einschlägigen Fragestellungen arbeitenden Forscher*innen zusammenzubringen und zu vernetzen. Dazu bietet das DLA Marbach einen idealen Ort zur Auseinandersetzung mit bislang nicht oder kaum zu Forschungszwecken herangezogenen Zeitschriftenbeständen. Der Workshop besteht einerseits aus einem klassischen Vortragsteil, auf dem die Teilnehmenden die Möglichkeit haben, ihre Projekte und Fragestellungen vorzutragen und zur Diskussion zu stellen. Anderseits wird es einen praktischen Teil geben, der der Beschäftigung mit den einschlägigen Archivbeständen gewidmet ist.
Interessierte werden gebeten, bis 31. März 2022 Vorschläge für je einen 20-minütigen Vortrag an kristin.eichhorn@ilw.uni-stuttgart.de zu senden (Abstract von max, einer Seite, kurze biografische Notiz).
Vorbehaltlich der Coronalage wird der Workshop in Präsenz stattfinden. Reisekosten werden übernommen.
PD Dr. Kristin Eichhorn
Universität Stuttgart, Institut für Literaturwissenschaft
Keplerstr. 17
70174 Stuttgart
https://www.ilw.uni-stuttgart.de/institut/team/Eichhorn/
kristin.eichhorn@ilw.uni-stuttgart.de
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