Alte und neue Archive. Sammeln und Archivieren im postdigitalen Zeitalter
Die Digitalisierung hat in Sammlungen, Archiven und Bibliotheken in den letzten Jahrzehnten zu einem weitreichenden Wandel geführt. Das Digitale ist trotz bzw. mit all seinen permanenten Neuerungen zur selbstverständlichen Ergänzung materialer Bestände geworden – wir leben in einem postdigitalen Zeitalter. Nahezu jede dieser Gedächtnisinstitutionen besitzt mittlerweile ein digital gestütztes Inventarisierungs-system, auch wenn oft lange nicht alle Bestände digital erfasst oder gar online verfügbar sind. Der digitale Zwilling oder das „gedoppelte Museum“ (Maaz) in Form einer Online-Sammlung oder eines digitalen Katalogs erleichtern die Erreichbarkeit und Recherchierbarkeit der Sammlungsbestände und Archivalien, im Idealfall in Form von Volldigitalisaten und hochauflösenden 3D-Scans.
Anmeldeschluss: 02.12.2021
Die Digitalisierung hat zugleich jedoch die realen Objekte in weitere Ferne gerückt, die in den digitalen Bestandskatalogen zu reinen Kulturdaten werden, deren spezifische, individuelle Materialität, Sensualität und Bedeutung in Form von mehr oder weniger genormten, kulturell geprägten Metadaten verfügbar gemacht wird. Datenbanken und digitale Sammlungen entfalten ihre eigenen Mechanismen und Logiken des Bewahrens. Zudem müssen die Zugänge zu etablierten Archiven die Aufmerksamkeitskonkurrenz mit den sozialen Plattformen bestehen, welche als „neue Archive“ die Sammlung und Publikation kultureller Inhalte tiefgreifend dereguliert haben.
Im Symposium sollen in drei Themenschwerpunkten vergangene und gegenwärtige Praxen und Ökonomien des Bewahrens, verschiedene Formen von Partizipation und Vernetzung sowie Fragen unterschiedlicher Wissenskulturen und nicht zuletzt Qualitätssicherungsdiskurse im postdigitalen Zeitalter thematisiert werden.
PROGRAMM, 3.12.2021
09.30-10.00 Begrüßung und Einführung
– Univ.- Prof.in Anja Grebe (Universität für Weiterbildung Krems – Donau-Universität, Department für Kunst- und Kulturwissenschaften)
– Univ.-Prof. Dr. Ernst Bruckmüller (Institut für Österreichkunde, Akademie der Wissenschaft)
10.00-11.15 SEKTION I – Ökonomien des Bewahrens
10.00-10.30 OR Mag.a Susanne Fröhlich (Österreichisches Staatsarchiv, Referat Digitales Archiv und IT-Services): Digitale Strategien im Österreichischen Staatsarchiv
10.30-11.00 Mag.a Nicole High-Steskal Ph.D. (Universität für Weiterbildung Krems – Donau-Universität, Department für Kunst- und Kulturwissenschaften): Historische Betrachtungen zur Konzeption von nachhaltigen Sammlungsdatenbanken
11.00-11.15 Diskussion
11.15-11.30 Pause
11.30-12.45 SEKTION II – Partizipation & Vernetzung
11.30-12.00 Dr. Martin Haltrich (Stift Klosterneuburg, Stiftsbibliothek): Vom Weltwissen zum weltweiten Wissen. Strategien und Improvisationen in der Digitalisierung historischer Privatsammlung
12.00-12.30 Dr. in Martina Kalser-Gruber, MsC (Universität für Weiterbildung Krems – Donau-Universität, Department für Kunst- und Kulturwissenschaften, Archiv der Zeitgenossen): „Cerha Online“ – an der Schnittstelle von Archivalik, Forschung und digitaler Vermittlung
12.30-12.45 Diskussion
12.45-14.00 Mittagspause
14.00-15.15 SEKTION III – Wissenskulturen
14.00-14.30 Dr. Florian Windhager/Dr.in Eva Mayr (Universität für Weiterbildung Krems – Donau-Universität,
Department für Kunst- und Kulturwissenschaften): Es war einmal ein Archiv. Strategien der Narrativierung und Visualisierung
14.30-15.00 Heidrun Rosenberg MA (Universität Wien/Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf)/Mag.a Dr.in Nicole Alber (VALIE EXPORT Center Linz_Forschungszentrum für Medien- und Performancekunst): Arbeiten am kollektiven Gedächtnis: Kunstgeschichte und Wikipedia
15.00-15.15 Diskussion
15.15-15.30 Resümee und Verabschiedung
Wissenschaftliche Leitung:
Univ.-Prof.inDr.in Anja Grebe, Universität für Weiterbildung Krems – Donau-Universität,
anja.grebe@donau-uni.ac.at
Veranstalter:
Institut für Österreichkunde in Kooperation mit der
Universität für Weiterbildung Krems – Donau-Universität, Department für Kunst- und Kulturwissenschaften
Verbindliche Anmeldung bis 2.12.2021:
Birgit Dörfl, Institut für Österreichkunde,
Hanuschgasse 3/Stg.4/1046, A-1010 Wien
Tel.: +43/1/512 79 32
E-Mail: ioek.wirtschaftsgeschichte@univie.ac.at
Der Zoom-Link wird nach Anmeldung per E-mail zugesandt.