Die frühen documenta Ausstellungen gelten als wichtige Marker bei der Etablierung eines künstlerischen Kanons der Nachkriegszeit. Sie haben Karrieren im Ausstellungsbetrieb befördert, die Ankaufspolitiken öffentlicher Sammlungen geprägt, aber auch zur Marginalisierung einzelner Biografien und künstlerischer Positionen beigetragen.
Die Tagung IN | OUT widmet sich den komplexen Mechanismen von Inklusion und Exklusion im Umfeld der ersten documenta (1955). Im Fokus stehen kuratorische Entscheidungsprozesse, kunsttheoretische Setzungen, individuelle Qualitätsurteile und persönliche Netzwerke, aber auch ökonomische Interessen und Zwänge. Neben der Herausarbeitung dieser Zusammenhänge zielt die Tagung darauf ab, die methodische und gesellschaftliche Relevanz des Kanon-Begriffs zu hinterfragen.
PROGRAMM
DONNERSTAG, 30. NOVEMBER
18:30 — 19:00 Uhr Registrierung
19:00 — 19:15 Uhr
Eröffnung der Tagung und Begrüßung
Andreas Hoffmann, Geschäftsführer documenta und Museum Fridericianum gGmbH, und Birgitta Coers, Direktorin documenta archiv
19:15 — 20:30 Uhr
Auftaktveranstaltung
Keynote: Christian Fuhrmeister (ZIKG, München)
Wer braucht wann warum welches Bild von „moderner Kunst“?
Podium mit Christian Fuhrmeister, Reinhard Spieler (Sprengel Museum Hannover) und Annette Tietenberg (HBK Braunschweig);
Moderation: Birgitta Coers
20:30 — 21:30 Uhr Empfang
FREITAG, 1. DEZEMBER
09:00 — 09:30 Uhr Registrierung
09:30 — 11:00 Uhr
Morphologien der Verdrängung I
(Chair: Birgitta Coers)
Meike Hoffmann (Forschungsstelle „Entartete Kunst“, FU Berlin)
Von der Avantgarde in die Heimatliga — Künstlerinnen der 1920er Jahre in den Mühlwerken kultureller Systeme
Jürgen Kaumkötter (Zentrum für verfolgte Künste Solingen)
Felix Nussbaum. Die Rückkehr des Vergessenen
11:00 — 11:30 Uhr Pause
11:30 — 13:00 Uhr
Morphologien der Verdrängung II
(Chair: Julius Lehmann)
Lena Kühnel (documenta archiv, Kassel)
Verdrängung der Wirklichkeit. Über die Abwesenheit der Neuen Sachlichkeit auf der documenta 1955
Vanessa Arndt und Marielena Buonaiuto (Zentrum für verfolgte Künste Solingen)
Wiederentdeckungsmomente und -potenziale am Beispiel César Kleins (1876—1954)
13:00 — 14:00 Uhr Mittagspause
14:00 — 16:00 Uhr
Rekonstruktion und Auslese I
(Chair: Sebastian Borkhardt)
Martin Schieder (Universität Leipzig)
Spiegel des deutschen Wirtschaftswunders. Die Ausstellungskataloge der Kestner-Gesellschaft in Hannover in den 1950er und 1960er Jahren
Ute Haug (Hamburger Kunsthalle)
Werkstattbericht: „Auf Linie? Die Hamburger Kunsthalle in Nationalsozialismus, Besatzungszeit und Bonner Republik (1933—69)“
Roman Zieglgänsberger (Museum Wiesbaden)
Mit Jawlensky in die Gegenwart — Clemens Weilers Neustart am Museum Wiesbaden nach 1945
16:00 — 16:30 Uhr Pause
16:30 — 18:00 Uhr
Rekonstruktion und Auslese II
(Chair: Christian Fuhrmeister)
Elke Allgaier (Staatsgalerie Stuttgart)
Oskar Schlemmer und die erste documenta (1955)
Marian Stein-Steinfeld (Archiv Hanna Bekker vom Rath, Frankfurt a.M.)
Hanna Bekker vom Rath und ihr Frankfurter Kunstkabinett: Künstler*innen-Netzwerke
18:00 — 18:15 Uhr Pause
18:15 — 19:15 Uhr
Führung durch die Ausstellung Tauba Auerbach: TIDE
Treffpunkt: Fridericianum, Rotunde
Führungen durch Moritz Wesseler, Luise von
Nobbe und Alena Nawrotzki
19:30 Uhr Abendessen für Referent*innen
SAMSTAG, 2. DEZEMBER
08:45 — 09:00 Uhr Registrierung
09:00 — 10:30 Uhr
Perspektivenwechsel — Kanon international I
(Chair: Martin Groh)
Gregor Langfeld (Universität Amsterdam)
Deutscher Expressionismus global — Alfred H. Barr und Willem F. Sandberg
Claudia Cendales Paredes (Bogotá/Kassel)
In, aber doch out: Die Nicht-Teilnahme von vorgeschlagenen Künstlern aus Lateinamerika an der ersten documenta
10:30 — 11:00 Uhr Pause
11:00 — 12:30 Uhr
Perspektivenwechsel — Kanon international II
(Chair: Alexia Pooth)
Annabel Ruckdeschel (Universität Gießen)
Französisch-deutsche Kanonisierungsprozesse. Die ‚École de Paris‘ und die erste documenta
Anne-Kathrin Hinz (Forschungsstelle Informelle Kunst, Universität Bonn)
„Das Pendel schwingt zur abstrakten Kunst …“ oder: Wie die informelle Kunst es nicht in den Kanon der abstrakten schaffte
12:30 — 13:15 Uhr Mittagspause
13:15 — 15:45 Uhr
Kassel und die documenta 1955
(Chair: Birgitta Coers)
Joachim Schröder (Kassel)
Casseler Kunstausstellung 1922: Rezeption des „Expressionismus“ und spätere documenta Künstler
Tessa Rosebrock (Kunstmuseum Basel)
„Den Stil unserer Epoche sichtbar machen.“ Zur praktischen Umsetzung der ersten documenta
Kai-Uwe Hemken (Kunsthochschule Kassel)
Ohne Worte. Kanonisierung durch Szenografie
Sebastian Borkhardt (documenta archiv, Kassel)
„Weniger freut man sich über manche Weglassung…“
Die documenta 1955 in der Presse — eine Materialsichtung
15:45 — 16:00 Uhr Schlussdiskussion
Tagung des documenta archivs
documenta und Museum Fridericianum gGmbH
Fridericianum, Friedrichsplatz 18, 34117 Kassel
Tagungskonzeption: Sebastian Borkhardt, Birgitta Coers, Julius Lehmann
For more information: www.documenta-archiv.de/de/aktuell/termine-veranstaltungen/3686/in-out-kanonisierungsprozesse-moderner-kunst-und-die-erste-documenta
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