RES(T)ITUIEREN: Provenienz, Sammlung, Verantwortung
Die Ringvorlesung widmet sich grundsätzlichen Fragen der Provenienzforschung, die sich seit einigen Jahren nicht nur in der Aufarbeitung und Rückgabe von NS-Raubkunst, sondern besonders in der Debatte um die Restitution afrikanischer Sammlungsobjekte zugespitzt hat. Mit dem Besitz von Kunstwerken geht für Museen und Privatsammlungen auch die Verantwortung einher, sich mit deren Herkunft und Sammlungsgeschichte auseinanderzusetzen und diese offenzulegen. Forderungen nach Restitution ziehen auch Fragen der Situierung von und vertieften Auseinandersetzung mit den Artefakten nach sich, sowohl in den Herkunftskontexten als auch in den Orten, an denen Sie gesammelt und ausgestellt werden.
In der Ringvorlesung werden namhafte Vertreter*innen verschiedener Disziplinen und Institutionen zu Wort kommen, die nicht nur Einblicke in ihre Forschungs- und Tätigkeitsfelder geben, sondern sich konkret mit dem Status der Objekte in ihren Sammlungen auseinandersetzen. Die vorgestellten Perspektiven sollen von juristischen, politischen und kulturtheoretischen Fragen bis hin zu Ansätzen der Provenienzforschung, Kuration und konkreten Restitution reichen.
Dabei wird unter anderem gefragt: Was bedeutet es, Artefakte aus kolonialen Kontexten zu präsentieren, deren Herkunft und Sammlungsgeschichte nicht abschließend geklärt ist? Welche Konsequenzen hat die Restitution von Kunstwerken für die Sammlungen und deren historische Verortung und kulturpolitischen Auftrag? Ist mit der Restitution automatisch eine Dekolonisierung des musealen Wissens verbunden? Wie müssen klassische museale Bewahrungs- und Präsentationsformen in Bezug auf die Frage der Dekolonisierung des kulturellen Gedächtnisses und Wissens befragt werden? Zu welchen juristisch relevanten Ergebnissen hat die Debatte um NS-Raubkunst geführt? Mit welchen Problemen und neuen Fragen sind die Museen konfrontiert? Eingeladene Expert*innen aus Museen, Kulturgutschutz, und Provenienzforschung werden Grundlagenwissen vermitteln, aber auch zu den aktuellen Debatten Position beziehen. Die Vorlesung wird mit einer Klausur abgeschlossen.
Organisiert von Prof. Dr. Carolin Behrmann und Lee Chichester M.A., Prof. Dr. Markus Heinzelmann, Prof. Dr. Änne Söll.
Kontakt: ringvorlesung-restitution@rub.de
http://kgi.ruhr-uni-bochum.de
Ruhr-Universität Bochum, Kunstgeschichtliches Institut, Universitätsstr. 150, HGA 30, 27.10.2022–08.02.2023
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PROGRAMM
Auftakt-Podium:
Donnerstag, 27. Oktober 2022, 18 Uhr
im KUBUS, Park Haus Weitmar
Organisiert durch die Stiftung Situation Kunst
Begrüßung:
Martin Paul, Rektor der Ruhr-Universität
Silke von Berswordt-Wallrabe, Vorstandvorsitzende der Stiftung Situation Kunst
An der Diskussion nehmen teil:
Carolin Behrmann, Kunstgeschichtliches Institut der Ruhr-Universität Bochum
Isabel Pfeiffer-Poensgen, Ministerin a.D. für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW
Hermann Parzinger, Präsident Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Berlin
Peter Raue, Jurist mit Schwerpunkt Kunst-, Urheber- und Restitutionsrecht, Berlin
S. E. Yusuf Maitama Tuggar, Botschafter der Republik Nigeria
Moderation: Carina Gödecke, ehemalige Präsidentin des Landtags von NRW und Mitglied im Kuratorium der Stiftung Situation Kunst.
Ringvorlesung:
2.11.22 – 8.2.23
Mittwochs, 18-20 Uhr
RUB-Campus, Raum: HGA 30
Organisiert durch das KGI der RUB
2.11. Donna Yates (Maastricht University)
Provenance Beyond Objects: New directions and other criminal flows in the global illicit antiquities trade
16.11. Felicity Bodenstein (TU Berlin / Digital Benin)
The Benin Bronzes – A Digital Resituation
23.11. Enotie Ogbebor (Benin City)
Decolonisation. Finding Light in Memories
30.11. Hartmut Dorgerloh (Humboldt Forum Berlin)
Ansichtssache(n): Das Humboldt Forum ein Jahr nach seiner Eröffnung
14.12. Suy Lan Hopmann (MARKK Hamburg)
Hey Hamburg, kennst Du Deine koloniale Geschichte? Versuche im postkolonialen Kuratieren im Museum am Rothenbaum – Kulturen und Künste der Welt
11.1. Lynn Rother (Leuphana Universität Lüneburg)
Begehrt und Entbehrlich: Die Berliner Museen und ihre Erwerbungen von der Dresdner Bank 1935
18.1. Nikola Doll (Kunstmuseum Bern)
NS-Raubkunst. Auftrag und Anforderungen der Washington Principles (1998) an die Museen
25.1. Christoph Zuschlag (Universität Bonn)
Provenienz – Restitution – Erinnerungskultur
1.2. Eva Raabe (Weltkulturen Museum Frankfurt a. M.)
Restitution und Interaktion. Aus der Praxis des Weltkulturen Museums Frankfurt am Main
8.2. Friedrich v. Bose (Grassi-Museum Leipzig/Dresden)
‚Nicht-Restitution ist kein neutraler Akt.’ Über die Wichtigkeit, als Museen Position zu beziehen
Wegbeschreibung
Hörsaal des Gebäudes A, Raum HGA 30
Universitätsstr. 150
kgi.ruhr-uni-bochum.de/portfolio-item/ringvorlesung-restitutieren-provenienz-sammlung-verantwortung/
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