Am 2. und 3. März 2023 lädt das vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderte Verbundprojekt „Spuren des ‚Boxerkrieges‘ in deutschen Museumssammlungen – eine gemeinsame Annäherung“ zu einem öffentlichen Workshop nach Berlin ein. Der Workshop soll anhand konkreter Fallbeispiele aus Museumssammlungen erstmals einen Überblick über das Thema Raubgut aus dem sogenannten Boxerkrieg geben.
In öffentlichen Museen wie auch in privaten Sammlungen finden sich heute Gegenstände, die im Kontext des gewaltreichen „Boxerkrieges“ zwischen 1900 und 1901 in China geplündert wurden. Mehr als 20.000 Soldaten waren allein aus dem Deutschen Reich in dieser Zeit vor Ort. Militärangehörige, aber auch Diplomat*innen, Missionar*innen oder Kaufleute plünderten in imperialen Sammlungen, Tempeln, Geschäften und Privathaushalten. Sie brachten kaiserliches Porzellan, religiöse Objekte, Gemälde, Waffen, Bücher oder Alltagsgegenstände in großer Zahl nach Deutschland. Daneben waren sieben weitere Nationen, aber auch lokale Akteur*innen aktiv an den Plünderungen beteiligt. Über den internationalen Kunsthandel gelangten zahlreiche Objekte aus diesem Kontext auch noch Jahrzehnte später nach Deutschland.
Im Workshop sollen gemeinsam Methoden zum Erforschen der Provenienz derartiger Bestände diskutiert und besondere Herausforderungen dieser Forschung benannt werden. Es sollen Archivbestände zusammengetragen und die Frage nach der Zukunft der Objekte besprochen werden. Die Ergebnisse aus dem Workshop werden in einen Leitfaden zum Umgang mit Sammlungsgegenständen aus dem Boxerkontext einfließen, der im Rahmen des Verbundprojekts entsteht.
Koordiniert vom Zentralarchiv der Staatlichen Museen zu Berlin und in Kooperation mit der Shanghai Universität und dem Palastmuseum Peking befragen in diesem Projekt sieben deutsche Museen ihre Bestände nach Raubgut aus dem „Boxerkrieg“: das Museum für Asiatische Kunst und das Ethnologische Museum der Staatlichen Museen zu Berlin, das Museum am Rothenbaum. Kulturen und Künste der Welt (MARKK) und das Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg, das GRASSI Museum für Angewandte Kunst in Leipzig, das Museum Angewandte Kunst in Frankfurt am Main und das Museum Fünf Kontinente in München.
Call for Papers
Willkommen sind Beiträge zu:
• Provenienzrecherchen zu einem oder mehreren Objekten aus diesem Kontext: Was macht die Objekte verdächtig, und wie lässt sich ihre Geschichte erforschen?
• Akteur*innen, die in Plünderungen involviert waren oder von diesen direkt profitiert haben (Überblicksdarstellungen oder Fallbeispiele)
• Quellen- und Archivbeständen zu Plünderungen in Peking und Nordchina 1900-1901
• Darüber hinausgehenden Überlegungen zu Raubgut aus dem Boxerkrieg
Zusätzlich wird zu Kurzvorstellungen von Konvoluten eingeladen, die Verdachtsmomente enthalten, aber noch nicht in der Tiefe erforscht sind.
Der Workshop findet in deutscher Sprache statt, da er sich auf Sammlungen im deutschsprachigen Raum konzentriert. Beiträge zu Museen anderer Länder sind jedoch ebenfalls willkommen.
Abstracts mit einer maximalen Länge von 200 Wörtern können zusammen mit einem kurzen CV von bis zu 10 Zeilen Fließtext bis spätestens 5. Dezember 2022 eingereicht werden unter: boxerprojekt@smb.spk-berlin.de. Bitte fügen Sie beides unter Nennung Ihrer institutionellen Anbindung und Kontaktinformationen in einem PDF zusammen. Für Fragen stehen Dr. Christine Howald und Kerstin Pannhorst unter der oben genannten E-Mail-Adresse zur Verfügung.
Für weitere Informationen: https://www.smb.museum/museen-einrichtungen/museum-fuer-asiatische-kunst/sammeln-forschen/forschung/spuren-des-boxerkrieges/.
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